UIMLA Mountain Leader
Es ist geschafft!


Zugspitze (2962 m)
Deutschland

Der Anfang

Etwas unbeholfen standen wir im April 2021 in deutlichen Sicherheitsabständen auf dem Parkplatz der Kanzelwandbahn im Kleinwalsertal. Bis zur finalen E-Mail am Tag zuvor, glaubte ich nicht an das Stattfinden des Eignungstests für die Ausbildung zur Bergwanderführerin des Verein der deutschen Berg- und Skiführer (VDBS), der Teil der Vereinigung Internationaler Bergführerverbände (UIMLA) ist. Zwar war der Test zunächst um sechs Monate verschoben, von zwei auf einen Tag reduziert und von Mittenwald in ins österreichische Kleinwalsertal gelegt worden, um allen bestehenden Corona-Auflagen gerecht zu werden, aber er fand tatsächlich statt.

Mit der Startnummer 23 ging ich mit dem letzten Quartett von Teilnehmenden an den Start und lief kurz darauf auf der sulzigen Schneepiste Richtung Kanzelwand. Ein ähnliches Gefühl, wie dieses Wochenende während der Abschlussprüfung, stellte sich ein. Endlich ging es los, endlich konnte ich zeigen, wofür ich die Monate zuvor so hart trainiert  hatte. Unzählige Touren in den Alpen von Salzburg bis nach Chamonix im Sommer zuvor hatte ich für einen im Vorfeld eingereichten Tourenbericht gesammelt. Und dann die wöchentlichen abgelaufen Trailrunning-Strecken im Siebengebirge, um die knapp tausend Höhenmeter in weniger als 90 Minuten zu bezwingen.

Auf der Zielgeraden

Für die Abschlussprüfung hatte ich neben Umzug, Uni und den letzten Wochen in meinem mittlerweile gekündigtem Job deutlich weniger Zeit. Zehn Tage nach Ostern mussten reichen, um die theoretischen Grundlagen in Wetter-, Schnee und Lawinenkunde, sowie Ökologie, Orientierung und 1. Hilfe auswendig zu lernen. Zusätzlich galt es noch meine Fremdsprachenkenntnisse in Englisch, Französisch und Italienisch um Bergjargon zu erweitern und einige behelfsmäßige Seiltechniken für den Notfall in der Praxis zu perfektionieren. Dass ich bestehen konnte, dem war ich mir sicher. Nun ging es darum wie viel Kraft ich noch aufbringen konnte, für diese erstmal letzte Prüfung zu lernen. Noch ein kräftiger Push zum finalen Ende -  der  war dann doch noch drin!

Drei Jahre zuvor im Eignungstest hingegen wusste ich, dass der Fitness-Test meine Achillesferse sein wird. Weiß doch jeder wie langsam und genüsslich ich normalerweise am Berg unterwegs bin. Aber ich hatte Glück. In meinem Quartett lief auch Antje und wir kamen schon bevor wir in Gruppen eingeteilt wurden ins Gespräch. Beide mussten wir, wegen Corona, Reisen abbrechen, ähnliche Interessen, eine sofortige Vertrautheit stelle sich ein. So liefen wir dann im stillen Einverständnis gemeinsam gegen die Zeit. Antje, voraus in gleichmäßigem Tempo, guckte immer mal wieder über die Schulter nach mir. Und ich hinterher – mit ruhigem Puls war ich schneller als erhofft und kam mit Punktlandung oben im Ziel an. Die perfekte Symbiose.

Ein Match seit dem ersten Tag...

Am nächsten Tag bekam ich die positive E-Mail an meinem Geburtstag und kurz darauf die erhoffte Nachricht von Antje, dass auch sie es geschafft hat. Für den ersten Lehrgang meldeten wir uns zusammen an und machten auch den ersten Teil der Ausbildung gemeinsam. Zwischendrin gingen wir andere Wege und pausierten die Ausbildung unabhängig voneinander für ein Jahr. So sahen wir uns oft monatelang nicht, hielten uns nur unregelmäßig auf dem Laufenden, dennoch kreuzten sich unsere Wege in unregelmäßigen Abständen. Wir sahen uns auf privaten Touren wieder, wobei die vergangene Zeit die alte Vertrautheit nie aufgehob. So viele tiefsinnige Gespräche, die lange nachhallten und mich auf meinem eingeschlagenen Weg nach vorne pushten. So viele einprägsame, wunderschöne Bergerlebnisse, die viel Kraft für alle vor uns liegenden Herausforderungen schafften und die das Band zwischen uns immer weiter festigten.

...und eine Freundschaft fürs Leben!

Da habe ich mich nicht gewundert, als wir ohne vorherige Absprache im gleichen Abschlussprüfungstermin gelandet sind, und unseren Abschluss am vergangenen Wochenende bei schönstem Sonnenschein vor der Kulisse des höchsten Berges Deutschlands, der Zugspitze, gefeiert haben.

Ich habe im Laufe meines Lebens einige einprägende Begegnungen mit Menschen erlebt, bei denen ich mich noch genau erinnern kann, wie ich sie zum ersten Mal getroffen habe. In diesen Momenten herrschte stets eine unbegründete Vertrautheit, die ich immer als Gefühl beschreibe, als würden sich unsere Seelen schon kennen. Aus all diesen Begegnungen sind meine engsten Freundschaften entstanden, wobei ich diese Menschen teilweise jahrelang nicht sehe und doch fühlt es sich bei einem Wiedersehen so an, als hätten wir uns erst gestern das letzte Mal gesehen. Mittlerweile erkenne ich dieses Gefühl und weiß, wenn es eintritt, dass ich wieder eine*n Wegbegleiter*in gefunden habe.

Happy Birthday

Mit dem Bestehen der UIMLA Abschlussprüfung habe ich mir dieses Jahr das größte Geburstagsgeschenk bereits ein paar Tage früher gemacht und freue mich unfassbar darauf, meinen Geburtstag auf meiner ersten Shanti Treks Tour in Korsika zu feiern. Liebes Leben, leg endlich wieder los – ich bin bereit!