
Yoga Fortbildung
Goa, Indien
"Wenn wir jedem 8-jährigen Kind Meditation beibringen würden, könnten wir die Gewalt in der Welt innerhalb von einer Generation beenden."
Eine Reise zu mir selbst
Es ist sechs Uhr morgens und der Wecker klingelt. In einer halben Stunde treffen wir uns zur Meditation. Ich atme einmal kurz durch, bevor ich aufstehe. Vor mir liegt ein weiterer 12-Stunden Tag, der erst gegen 19 Uhr mit einer letzten Meditation endet. Es ist erst der dritte Tag meiner vierwöchigen Yoga-Fortbildung und ich hab jetzt schon unglaublichen Muskelkater. In den letzten zwölf Monaten ist meine Yoga-Routine deutlich zu kurz gekommen und ich habe nur sporadisch ab und zu mal eine Yoga-Stunde besucht. Nun das Kontrastprogramm mit vier Wochen intensivem Training drei Stunden am Tag. Kein Wunder, dass sich mein Körper etwas schlapp anfühlt. Ich weiß jedoch, dass er sich in ein paar Tagen an das Pensum gewöhnen wird, und mit der Gewissheit stehe ich auf.
Ich habe die Entscheidung eine Yoga-Fortbildung (300 hours – YTT) zu machen lange vor mir hergeschoben und für den Kurs erst bezahlt, als ich schon vor Ort war. Ich dachte, ich wollte einfach sicher gehen, dass mir die Schule zusagt. Im Nachhinein habe ich gemerkt, dass ich mir bis zum Schluss nicht sicher war, ob ich für diese Reise zu mir selbst bereit war. Yoga ist so viel mehr als ein bisschen dehnen und auch so viel mehr als ein Sport. Intensiv Yoga zu praktizieren bedeutet sich intensiv mit sich selbst zu beschäftigen. Nach all den Veränderungen und Herausforderungen in den letzten Jahren, war mir klar, dass da viel hochkommen wird, mit dem ich mich auseinandersetzen werden muss. Aber es war nicht nur die jüngste Vergangenheit, die mich eingeholt hat, sondern es hat sich die Welt im Ganzen ein bisschen in Frage gestellt. Vier Wochen später komme ich etwas weiser aus dem Kurs, bin nicht mehr dieselbe und fühle mich im Ganzen runder, geerdet und gelassener.



Was mich erwartet
Vor fünf Jahren, auf meiner ersten längeren Südasienreise nach Indien und Nepal, habe ich bereits die Yogalehrer*innen Grundausbildung (200 hours – YTT) gemacht. Das war ebenfalls ein vierwöchiger Kurs, in dem wir täglich Ashtanga und Vinyasa-Yoga praktiziert haben, sowie in Yoga-Philosophie, Anatomie und Meditation unterrichtet wurden. Somit wusste ich in etwa, was auf mich zukommt und mir war klar, dass das Pensum des Kurses hart sein würde. An meiner Selbstständigkeit liebe ich besonders selbst zu bestimmen, welche Arbeit ich wann mache. So entscheide ich zum einen nach Dringlichkeit, aber auch danach worauf ich Lust habe. Mich an einen vorgegebenen 12-Stundenplan zu halten, war eine große Umstellung. Außerdem bin ich in meiner Arbeit unabhängig und viel unterwegs. Nun vier Wochen in einer festen Gruppe an einem Ort zu verbringen, war ebenfalls anfangs schwierig für mich.



Ein Mix aus Vinyasa, Yin und Meditation
Ich hatte mich bewusst für die Trimurti Yogaschule in Goa, Indien, entschieden, da sie mir zum einen empfohlen wurde und zum anderen der Kursinhalt in drei Abschnitte eingeteilt ist – Vinyasa Yoga, Yin Yoga und Meditation. Vinyasa Yoga ist ein dynamischer Yoga-Stil, der Atem und Bewegung in Einklang bringt. In der Praxis gibt der oder die Lehrende eine Reihe von Yoga-Posen vor, die durch den Atem miteinander verbunden werden, sodass ein fließender Übergang zwischen den Posen entsteht. Man kann es, im Vergleich zu Yin Yoga, als Ausdauer- oder aktives Yoga sehen, was ziemlich anstrengend ist. Im Yin Yoga verweilt man in den einzelnen Posen um die 3-5 Minuten ohne großen Kraftaufwand, wobei einzelne Körperpartien gedehnt werden. Meditation ist dann die Krönung der Passivität, wobei man im Schneidersitz verweilt und im Idealfall an nichts denkt. Das ist in der Praxis natürlich schwerer getan als gesagt, sodass man anfangs lediglich versucht still zu sitzen und sich zu konzentrieren. Mein Meditationslehrer meint, Meditieren passiert von selbst, wenn man sich lange genug im Konzentrieren übt. Für meine Shanti Treks ist besonders das entspannende Yin Yoga (nach langer Wanderung) und die Meditation (in der ruhigen Umgebung der Berge) interessant.
Nach der ersten Vinyasa-Woche war ich ziemlich ausgepowert, musste mich in der zweiten Woche in Geduld üben, und wurde in der dritten Woche in ständiger Konzentration an meine Grenzen der inneren Ruhe getrieben. Eine der ersten Leitsätze, an die mich mein Yogalehrer erinnert hat, war „Yoga is for the mind“ also für den Geist. Grob aus dem Sanskrit übersetzt bedeutet Yoga die Vereinigung aus Körper und Geist.



Yoga wieder täglich
Was ich als Sportkurs vor über zehn Jahren kennen gelernt habe, ist über die Zeit für mich viel mehr zu einer Lebenseinstellung geworden. In unserem schnelllebigen Alltag, wo der Geist kaum zur Ruhe kommt, mit einem ständigen Gefühl der Hektik und Rastlosigkeit, ist Yoga wie eine Insel der inneren Ruhe. Wenn ich nicht mehr weiß, wie ich die Liste an To Do’s abarbeiten soll, ist meine Antwort stets zum Yoga zu gehen. Die immer gleiche Abfolge der Yoga-Posen gibt mir Sicherheit und den nötigen Abstand zu all dem, was unmöglich erscheint. Yoga ist allumfänglich, das heißt man fordert den ganzen Körper auf Kraft, Belastbarkeit, Balance und Flexibilität. Das benötigt zum einen volle Konzentration, aber auch Geduld und Beständigkeit. Was vor einer Yoga-Einheit ein großes Problem ist, ist nach der Praxis zwar nicht gelöst, aber erscheint zumindest weniger dramatisch.
Nach vier Wochen intensivem Training gehört Yoga wieder zu meiner Morgenroutine und ich hoffe, ich kann das langfristig aufrechterhalten. Persönlich habe ich sehr viel aus dieser Zeit mitgenommen und möchte viel von dem Gelernten in meine Shanti Treks integrieren.



Yoga boomt
Vor zehn Jahren wurde Yoga von vielen noch als esoterisch oder zumindest exotisch abgetan. Mittlerweile praktiziert jede*r fünfte in Deutschland Yoga. Was früher oft als Frauen- oder Wellness-Sport degradiert wurde, wird vor allem unter Männern immer beliebter. Nicht zuletzt, weil die positiven Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden mittlerweile auch wissenschaftlich erforscht sind. So hilft regelmäßiges Yoga, z.B. bei Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Nackenschmerzen, oder Knieschmerzen. Durch das Rucksacktragen hilft mir Yoga vor allem Verspannungen im Rücken, insbesondere im Nacken, zu lösen. Angefangen habe ich damals mit Yoga wegen immer wiederkehrender Knieschmerzen beim Wandern von denen ich heute nichts mehr spüre, auch wenn ich auf meinen Solo-Touren mal 2000 Höhenmeter am Stück ins Tal jogge.
Mittlerweile ist es zum Glück auch für viele Menschen selbstverständlich sich um seine mentale Gesundheit zu kümmern oder zumindest möchten viele Menschen sich mehr mit dem Thema auseinandersetzen. Für viele ist Meditation und Achtsamkeit jedoch noch Neuland. Auf meinen Shanti Treks möchte ich Interessierten gerne einen Einblick in diese Themen geben. Mit kurzen Pausen der Ruhe, in denen wir auch mal die Augen schließen, möchte ich meinen Gästen Impulse geben sich nach innen zu wenden und sich seiner eigenen Gedanken bewusster zu werden. Kurze Yoga-Einheiten nach einem langen Wandertag sollen Einblicke erlauben, wie eine Yogapraxis aussehen kann.



Mehr Yoga, Meditation and Achtsamkeit bei Shanti Treks
Wer daran gefallen hat, kommt gerne auf ein Wander- und Yoga-Tour mit. Auf diesen Touren sind wir fest auf einer Hütte, die über einen Seminarraum oder eine Terrasse zum Praktizieren verfügt. Die Hüttenwirt*innen machen oft selbst gerne Yoga und freuen sich über unseren Besuch. Außerdem sind sie experimentierfreudig und verwöhnen uns gern mit vegetarischen und sogar veganen Eigenkreationen. Wer jetzt schon Lust bekommen hat Yoga und Wandern zu verbinden, findet meine Yoga-Touren hier:


