Schottland
Trekking im Herzen der Schottischen Highlands
Das Gefühl frei zu sein
Es ist schon spät, doch zu dieser Jahreszeit steht die Sonne noch hoch am Himmel. Craigmore, ein Hügel knapp oberhalb der Stadt Aberfoyle, liegt in goldenem Licht und lädt zu einem schönen Abendspaziergang ein. Nach einer Stunde am Gipfel angelangt bin ich komplett allein dort oben und genieße den Sonnenuntergang. Der Wind weht kräftig und frisch und die Temperatur lässt daran zweifeln, dass es bereits Juni ist. Zum Wandern ist es jedoch gerade richtig und ich genieße den Wind, der mich stets ein Gefühl der Freiheit verspüren lässt.
Trekking im abgelegeneren Teil der Highlands
Es ist nicht mein erstes Mal in Schottland und ich bin schon oft in den schottischen Highlands gewandert. Jedoch ist es das erste Mal, dass ich eine Mehrtagestour führe, und ich freue mich auf die Woche, in der wir von Drymen in den Lowlands nördlich von Glasgow ins Herz der östlichen Highlands bis nach Pitlochry wandern. Ich habe bewusst ruhige Wege abseits des Trubels des bekannten Fernwanderweges West Highland Way gewählt. Ich möchte, dass meine Gruppe die Ruhe der Highlands spürt, die ich an dieser abgelegenen Bergkette so sehr liebe.
Mit der Sonne an unserer Seite
Und Schottland erfüllt all meine Hoffnungen. Der erste Teil der Woche ist voller Sonnenschein und entspanntem Wandern auf ruhigen Fahrrad- und Forstwegen. Es ist sogar warm genug in einem der vielen Seen entlang des Weges zu schwimmen. Nach zwei Tagen ist die Gruppe ein eingespieltes Team. Man trifft sich morgens zum Frühstück, wandert 4 bis 5 Stunden und auf halber Strecke gibt‘s eine Mittagspause in der Natur. Die Nachmittage stehen zur freien Verfügung, um durch die kleinen Städte, in denen wir übernachten, zu schlendern, in den örtlichen Geschäften Mittagsvorräte aufzufüllen und nach Souvenirs zu stöbern oder eine Nachmittagswanderung zu einem der umliegenden Hügel zu unternehmen. Abends essen wir in typisch schottischen Pubs und verköstigen uns an den lokalen Bieren und Whiskeys, die typisch für die Region sind.
Mitten durch die Highlands
Auf halber Strecke erreichen wir Killin am Loch Tay, wo wir auf schmaleren Pfaden durch das Herz der Highlands hoch über dem See wandern. Die Landschaft wechselt von grünen Wiesen zu wildem, weitem Land, das mit Heidekraut und Farn übersät ist. Es wird kühler und Regenschauer ziehen über das weite Land, werden jedoch immer wieder von sonnigen Phasen unterbrochen. Weidende Schafe mit ihren Lämmern werden in den folgenden Tagen zum ständigen Begleiter.
Sleep, eat, hike, repeat
Mittlerweile ist die Gruppe vollständig in diesem friedlichen Winkel der Welt angekommen. Die offene Landschaft hat eine beruhigende Wirkung, die schwer zu beschreiben ist. Es ist wie eine Droge, die das Herz ganz leicht werden lässt und dennoch dem Körper so guttut. Schon in diesen wenigen Tagen spürt man, wie sich der Körper anpasst – man kommt weniger aus der Puste, die Beine tragen einen weiter und der Rucksack auf dem Rücken fühlt sich von Tag zu Tag leichter an.
Schottland ins Herz geschlossen
An unserem letzten Tag wandern wir entlang des Flusses Tay und durch ein gelbes Meer aus schottischem Ginster mit weitem Blick über die Highlands, die wir in den letzten sieben Tagen durchquert haben. Ich blicke zurück auf Tage voller tiefsinniger Gespräche, viel Gelächter und ruhiger Momente, in denen wir unseren eigenen Gedanken folgen konnten. Eines ist sicher – ich werde nächstes Jahr auf jeden Fall wieder eine Tour durch die schottischen Highlands führen!