
Unterwegs im Chitwan National Park
"Da wir alle diesen Planeten Erde teilen, müssen wir lernen, in Harmonie und Frieden miteinander und mit der Natur zu leben. Das ist nicht nur ein Traum, sondern eine Notwendigkeit."
Wieso Safari?
Es gibt kaum etwas, was ich lieber mache als Trekking im Himalaya. Mittlerweile habe ich über hundert Trekkingtage in diesen Bergen verbracht und die meisten bekannten Routen allein oder mit meinem Freund Surya erkundet, der seit über 25 Jahren als Bergführer in Nepal arbeitet. Die schiere Größe der Berge macht mich demütig und erinnert mich daran, wie unbedeutend klein ich auf dieser Welt bin. Mein erster gemeinsam geführter Shanti Trek mit Surya um den Manaslu (lies meinen Blog) und ins Tsum-Tal (lies meinen Blog) im November letzten Jahres war der absolute Höhepunkt meiner Arbeit als Bergwanderführerin. Ich wollte damals die Ausbildung zur Bergwanderführerin besonders deshalb machen, um Gäste mit in den Himalaya zu nehmen, um sie gleichzeitig staunen und demütig werden zu lassen. Ich bin unglaublich stolz und glücklich, dass dies mittlerweile ein wesentlicher Bestandteil von Shanti Treks ist.
Mir ist jedoch bewusst, dass der letzte Shanti Trek mit 19 Tagen Trekking lang und ziemlich anstrengend war und auch Höhen von über 5000 Metern bewältigte (lies hier meinen Blog über die Überquerung des Larkya-Passes). Daher habe ich mit Surya besprochen, als nächstes einen moderateren Trek anzubieten, bei dem wir zehn Tage lang in der Everest-Region in niedrigeren Höhen wandern (alle Infos & Buchung hier). Obwohl ich verstehe, dass die meisten Menschen nur zwei Wochen Urlaub haben, möchte ich meine Gäste ermutigen, länger zu bleiben und dieses wunderschöne Land zu erkunden. Daher habe ich einen Reiseplan für eine zusätzliche optionale Woche nach dem Trek zusammengestellt (alle Infos & Buchung hier). Und deshalb bin ich in den Chitwan-Nationalpark gefahren, um ihn selbst aus erster Hand zu erkunden, bevor ich Euch im November dorthin mitnehme.



Eine ganz persönliche Reise
Surya stammt ursprünglich aus der Annapurna-Region nahe Pokhara, lebt aber seit fast zehn Jahren im Terrai und in der Nähe des Chitwan National Park. Der Park wurde 1973 Nepals erster Nationalpark, und 1983 sogar zum Weltkulturerbe erklärt, nachdem er jahrhundertelang königliches Jagdrevier war. Er ist außergewöhnlich reich an Wildtieren, und ich freute mich darauf, ihn Anfang März bei einem Besuch von Suryas Familie zu erkunden. Ich dachte, ich käme hauptsächlich wegen des Outdoor-Abenteuers, doch letztendlich entwickelte sich daraus ein intensives kulturelles Erlebnis und eine meiner schönsten Erinnerungen an meine fünfmonatige Südasienreise.
Einer meiner Höhepunkte war sicher der Besuch einer nahegelegenen Schule einen Tag vor dem Holi-Fest. Surya hat beim Bau dieser Schule für benachteiligte Schüler*innen geholfen und arbeitet dort ehrenamtlich als Pfadfinderleiter. Ich war mir seiner karitativen Arbeit nicht wirklich bewusst, aber der herzliche Empfang und die Wärme, die ihm die Kinder und Mitarbeitenden entgegenbrachten, als wir das Gelände betraten, fiel mir sofort auf. Der freundliche Gruß galt auch mir, und ich wurde zum Ehrengast dieses Festes der Farben, der Liebe, der Gleichheit und des Frühlings ernannt, das den Triumph des Guten über das Böse symbolisiert. Mitarbeitende und Schüler*innen hatten gleichermaßen Freude daran, mich bunt anzumalen und baten mich auf die Tanzfläche. Besonders Letzteres hat mir viel Spaß bereitet! Es wird zwar nicht Holi sein, aber ich verspreche einen fröhlichen Nachmittag voller Spiel und Gelächter, wenn ich Euch im November dorthin mitnehme.



Zu Fuß durch den Dschungel
Ich habe auch eine ganztägige Wandersafari im Nationalpark sehr genossen. Gegenüber von Suryas Haus liegt Bishnus Safari-Lodge, die er zusammen mit seinem Bruder betreibt. Beide gehen seit ihrer Kindheit mit ihrem Vater, der als exzellenter Vogelbeobachter bekannt war, auf Safari. Die Lodge ist einfach, aber man wird herzlich willkommen geheißen von Bishnus Frau, einer hervorragenden Köchin, und ihren Kindern. Das Kennenlernen der Familie verlieh dem gesamten Safari-Erlebnis eine ganz besondere persönliche Note.
Die Magie des frühen Morgens auf unserer Wanderung packte mich sofort. Die Luft war frisch, und die Tiere erwachten förmlich langsam zum Leben. In der Stille des Waldes hörten wir Pfauen, Vögel, Affen und in der Ferne ein leises Brüllen. Es fühlte sich an wie aus dem Dschungelbuch. Nachdem wir direkt von Bishnus Lodge zum nahegelegenen Fluss gelaufen waren, unternahmen wir eine einstündige Bootsfahrt und beobachteten seltene Vogelarten wie den Eisvogel, der am Flussufer auf und ab flog. Ich genoss die Stille des traditionellen Holzboots (ohne Motor!), das die Alligatoren und Nashörner, die unweit von uns im Wasser lagen, nicht störte. Es fühlte sich ungewöhnlich an, den Tieren so nah zu sein und gleichzeitig war es ein so unverfälschtes Erlebnis.



Eins mit der Natur sein
Wir stiegen auf der anderen Flussseite aus und wanderten weiter in den Nationalpark, wo wir bald Fußspuren von Leoparden, Lippenbären und einem Tiger fanden. Bishnu war sehr kenntnisreich, und es war schön zu sehen, wie leidenschaftlich er seine Arbeit macht. Er führte uns zu tollen, versteckten Stellen, wo wir auf Wildtiere warteten. Beim Mittagessen beobachteten wir Nashörner, die zum Wasser kamen, grasten und badeten. Den Tiger sahen wir schließlich nicht, aber kurz vor dem Verlassen des Parks sahen wir einen Lippenbären, der langsam durch die Büsche lief – etwas, das selbst Surya noch nie zuvor gesehen hatte!
Mir ist bewusst, dass wir in einem empfindlichen Ökosystem unterwegs waren, und ich fragte mich, welche Auswirkungen unsere Wanderung auf die Tierwelt hat und ob ich dies mit Shanti Treks anbieten möchte. Auf der gesamten Wanderung durch den Dschungel trafen wir keine andere Touristengruppe, und ich fühlte mich als Teil der Natur. Die Tiere bemerkten uns oft in der Ferne nicht und hatten genügend Zeit, sich zurückzuziehen. Safaris sind eine der Haupteinnahmequellen der lokalen Gemeinschaft, und Bishnu erklärte, dass der Tourismus für die lokale Bevölkerung ein wichtiger Antrieb ist, den Dschungel und seine Tierwelt weiterhin zu schützen. Daher schafft eine Wandersafari meiner Meinung nach ein Gleichgewicht zwischen der Unterstützung der lokalen Gemeinschaft und der Vermeidung allzu großer Störungen der Tierwelt. Bei Jeep-Safaris sehe ich das anders, da diese einerseits die Tierwelt stören und einem andererseits das Gefühl vermitteln, ein Eindringling zu sein.




Nachhaltiger Tourismus
Es ist ein schmaler Grat zwischen Schutz und Ausbeutung der Natur, und ich wäge ständig die Vor- und Nachteile meiner Reiseangebote ab. Generell finde ich es wichtig, Menschen auf Naturerlebnisse mitzunehmen und ihnen zu zeigen, was schützenswert ist. Zu Hause haben die meisten Menschen noch nie einen Gletscher gesehen und wissen nicht, wie dramatisch die Alpen vom Klimawandel betroffen sind. Ebenso waren die meisten Menschen in Nepal noch nie im Himalaya und wissen nicht, wie empfindlich dessen Ökosystem ist.
Das Anbieten von Trekkingtouren in Nepal erfordert, dass meine Gäste für einen relativ kurzen Urlaub einen Lanstreckenflug zurücklegen. Daher wurde ich bereits gefragt, inwiefern diese Touren mit meinem Ziel, ein nachhaltiges Unternehmen zu sein, vereinbar sind. Bis zu einem gewissen Grad stimme ich zu, dass dies nicht der Fall ist. Durch das Nichtanbieten solcher Touren werde ich jedoch nicht das Fernreisen stoppen. Indem ich jedoch nachhaltigere Touren anbiete, z. B. durch den Verzicht auf Inlandsflüge, die Verlängerung des Trekkingurlaubs um eine Woche oder durch Wandersafaris anstelle von Jeepsafaris, hoffe ich, das Bewusstsein für umweltfreundlichere Reisemöglichkeiten zu schärfen.



