Taubensteinhaus
1565 m



Tegernseer Alpen
Deutschland

Umgeben von Wildschongebiet

Das Taubensteinhaus liegt, ähnlich wie das Bodenschneidhaus, in einem abgelegeneren Teil der Tegernseer Alpen und ist eine Schutzhütte der Münchener Sektion des Deutschen Alpenvereins (DAV-Hütte). Lediglich am Spitzingsee, zwischen den beiden Hütten, trifft man die bekannten Münchener Tagesgäste. Das liegt wohl auch daran, dass die Taubensteinbahn, die vom See bis kurz oberhalb der Hütte führt, im Winter nicht mehr in Betrieb ist. So steigen wir über die alten, unpräparierten Pisten auf, was mit Schneeschuhen gut geht. Einen präparierten Wander- oder Forstweg gibt es nicht zur Hütte, die unterhalb des gleichnamigen Gipfels mit Blick in ein kesselförmiges Tal liegt – umrahmt vom Hochmiesing und der Rotwand, dem höchsten Gipfel der Region.

Im Winter ist die Hütte von Sonntagabend bis Dienstagvormittag geschlossen, sodass Übernachtungen nur Dienstag bis Samstag möglich sind. Dafür gibt’s mittwochs und donnerstags Skitouren-Abende. Durch den enormen Zuwachs an Skitouren-Begeisterten gibt es um Taubensteinhaus mittlerweile eine drei Kilometer lange Skitouren-Route, welche auch nach Feierabend, also im Winter im Dunkeln,  begangen werden kann und Wildtiere nicht stören soll (mehr Info). Das Überwintern ist für die Waldbewohner in den Bergen besonders anstrengend, da sie durch den Schnee wenig Nahrung finden und jegliche Bewegung wegen der Kälte viel Energie kostet. Gerade in der Dämmerung sind viele Tiere auf Nahrungssuche und eine vermeintliche Flucht, wegen Störung durch Sportler*innen, kostet unnötig Kraft. Manche Tiere, wie z.B. Raufußhühner, können ein solch überstürzte Flucht nur zwei- bis dreimal pro Winter ausgleichen bevor der Energieverlust zu hoch ist. Und Birk- und Auerhuhn stehen in Bayern ohnehin schon auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten. Neben der ausgewiesenen Nacht-Strecke, die mit reflektierenden Schildern gekennzeichnet ist, damit Ski-Touren-Gehende nicht vom Weg abkommen, sind die sensiblen Bereiche zusätzlich gekennzeichnet und für Teile der Tegernseer Alpen gilt im Winter ein Betretungsverbot. Die neu-geschaffene Nacht-Skitour soll hier einen Kompromiss zwischen Naturschutz und Freizeitangebot schaffen. Wer kann, versucht schon bei Dämmerung an der Hütte anzukommen und über Nacht zu bleiben. Denn der Sonnenaufgang ist auch am Taubensteinhaus eine besondere Schau.

Das Besondere an Alpenvereinshütten

Die Stube ist gemütlich und mit einem Kamin geheizt, an dem man auch seine Klamotten trocknen kann. Einen separaten Trockenraum hat die Hütte nicht direkt. Jedoch kann man seine Ski- und Wanderschuhe am Eingang auf einen Schuh-Trockner hängen. Die Zimmer sind nicht geheizt und bekommen nur wenig Wärme von der Gaststube ab, sodass wir unsere Klamotten am Kamin aufhängen, was bei den wenigen Gästen auch kein Problem ist. Nachdem wir uns kurz frisch gemacht haben, werfen wir schonmal einen Blick auf die Speisekarte. Duschen kann man zwar für ein paar Euro, das sparen wir uns aber der Umwelt zuliebe. Dann lohnen sich die Funktionsklamotten aus Merino auch und können ihre Geruchsneutralität ordentlich unter Beweis stellen.

Auf der Speisekarte fallen mir sofort ein paar vegane Gerichte ins Auge. Auch hier findet wohl ein Umdenken statt bzw. orientiert man sich an der Nachfrage der Gäste und vegan oder vegetarische Gerichte findet man einige auf der Karte. Auch das „Bergsteigeressen“, was jede DAV-Hütte laut Satzung vergünstigt, anbieten muss, muss laut Hütten- und Tarifordnung des DAV mindestens ein vegetarisches Gericht sein. Das Bergsteigeressen variiert oft täglich oder wöchentlich, sodass man auf den DAV-Hütten immer nachfragen muss, was es tagesaktuell gibt. Oft sind es einfache Gerichte, von denen man aber gut satt wird. Neben dem Bergsteigeressen muss es auch ein nicht-alkoholisches, vergünstigtes Getränk auf der Karte geben, wobei es sich oft um Himbeer- oder Hollunderschorle handelt. Außerdem bekommt man einen Liter Teewasser für drei Euro und kann seine Lieblingsteebeutel selbst mitbringen. Morgens, wenn man frühstückt, bekommt man außerdem einen Liter Marschtee, den man in seiner eigenen Thermoskanne mitnehmen kann. Gerade im Winter tut ein heißer Tee auf Tour besonders gut. All das findet man auf fast allen DAV-Hütten vor, auch wenn man manchmal explizit danach fragen muss. So soll ein Hüttenaufenthalt für jeden bezahlbar bleiben und der ursprüngliche Charakter der „Schutz“-hütte wird aufrechterhalten. 

Begegnungen am Berg

Bis zum Abendessen ist es noch etwas Zeit und da an einem Wochentag zwischen den Jahren wenig los ist, kommen wir mit Alex*, der schon seit 2017 in den Tegernseer Bergen arbeitet, ins Gespräch. Angefangen hat er auf der Albert-Link Hütte, und ist seit diesem Jahr im Taubensteinhaus. Nur schlafen tut er lieber unten in der Schönfeldhütte, da hat er seine Ruhe und muss sich das Zimmer nicht teilen. Das Taubensteinhaus und die etwas tiefer gelegene Schönfeldhütte, die nur im Sommer offen hat, werden von derselben Pächterin geführt, sodass Alex im Winter die Hütte nur mit der Katze teilt. Dafür steigt er morgens gern die 200 Höhenmeter zum Taubensteinhaus auf, schläft im ungeheizten Zimmer und kümmert sich um die Katze. Abends, wenn die letzten Gäste kurz vor Hüttenruhe (22 Uhr) die Stube verlassen, fährt er das kurze Stück noch ab ins Bett! Alex kommt ursprünglich irgendwo aus der Mitte Deutschlands, man merkt aber schnell, wie sehr im das Leben am Berg taugt. Als er sich damals beruflich umorientieren wollte, hat er sicher nicht nur einen neuen Job, sondern auch eine neue Wahlheimat gefunden.

So kommt es auch, dass wir uns schon abends von Alex verabschieden und das reichhaltige und leckere Frühstück am nächsten Morgen von seiner Kollegin bereitet wird. Gut gestärkt und mit Marschtee im Rucksack machen wir uns auf unseren Schneeschuhen auf den Weg zum Rotwandhaus. Das Taubensteinhaus bleibt uns als gemütliche Hütte mit besonders herzlichem Personal auf unserer Tegernsee-Durchquerung im Gedächtnis.
* Name geändert.